Karl Hagemeister
(1848 Werder an der Havel 1933)
Archiv und Werkverzeichnis
Textauszug
Der Landschaftsmaler Karl Hagemeister
Der Landschaftsmaler Karl Hagemeister schrieb um 1915 im Alter von siebenundsechzig Jahren seine Autobiographie nieder, in der er auf sein Leben zurückblickte und mit den Worten endete:
„Dieses Leben des Kosmos ist das Ende der Malerei, das ich nun auf meine Weise erreicht hatte. Wenn ich nun mein Lebenswerk betrachte, bin ich still zufrieden.
Denn ich habe keine Akademie besucht, kein Vorbild gehabt, keine Richtung verfolgt, sondern mich nur durch die Naturstudie weiterentwickelt.
So ist meine Kunst nur Natur und Hagemeister wird die Zeiten überdauern.“1
Schon zu Lebzeiten vermochte die Eigenwilligkeit der Naturschau von Karl Hagemeister zu polarisieren. Der Eigenbrötler Hagemeister, der den größten Teil seiner Schaffensjahre in selbst
gewählter Isolation in ländlicher Umgebung seiner havelländischen geliebten Heimat verbrachte, malte dort still und zufrieden seine Bilder.
Der Kulturbetrieb im gründerzeitlichen Berlin interessierte ihn keineswegs.
Eigene Ausstellungen, Bilderverkäufe oder die Vertretung durch einen in Berlin ansässigen Galeristen waren für ihn nicht von großer Bedeutung, so daß seine Bilder in den ersten Jahrzehnten seines künstlerischen Schaffens
der Öffentlichkeit verborgen blieben. „… der doch nie etwas getan hat, seinen Namen in den Mund der Leute und seine Bilder in die Salons vornehmer Kunstsammler zu bringen.
Den“Marktruhm des Tages“ verachtete er aus tiefster Seele. Dreiviertel Jahrhundert hat er geräuschlos vor sich hingelebt und unentwegt nach neuem malerischen Ausdruck für sein Naturempfinden gerungen.“2
Erst sein Beitritt in die Berliner Sezession im Jahre 1899 und die damit verbundene Teilnahme an verschiedenen Ausstellungen verschaffte Hagemeister eine größere Repräsentanz in Berlin,
und die Kunstwelt feierte sich im Jahre 1910 mit der Neuentdeckung des fünfzigjährigen Künstler - Eremiten Karl Hagemeister. In der Zeitschrift Kunst und Künstler, die ab ihrem Erscheinungsjahr 1903pt, Archiv Bröhan-Museum
für die deutschen Künstler einer der wichtigsten Anhaltspunkte für die moderne Kunst und dessen Entwicklung in Europa war, vor allem die Rezension der französische Malerei3
, schrieb der Herausgeber Karl Scheffler, im Jahre 1910 als einer der ersten, einen Beitrag über den Künstler Karl Hagemeister und stellte ihn wie folgt vor:
„Hagemeister ist Prellerschüler. Nicht ein Schüler des Malers der Odyssee, sondern des Malers der Hünengräber, der Eichen im Sturm und der Seestücke; der Schüler eines Lehrers, der einsichtig genug war, dem jungen Märker nicht das Heroische aufzuzwingen, sondern ihn auf die organische Struktur der Landschaft und auf die Bilder der Barbizonschule in der Meyerschen Sammlung in Dresden zu verweisen…Stimmungsmaler – Ein Maler märkischer Detailstimmung.
Hagemeister malt immer nur kleine Winkel der Natur. Ein märkischer Monet hätte immer wieder das mit seinem gelbweissen Sand und seinen Fruchtbaumkugeln unsagbar malerisch am breiten Wasserlauf daliegende Werder in allen Jahreszeiten und in all dem wechselnden Duft der silbrigen märkischen Atmosphäre gemalt. Hagemeister malt dagegen Teichecken, ein paar Birkenstämme mit schneebeladenen Zweigen über einem gefrorenen Rinnsal, das hinten irgendwo im offenen See mündet…
In allen Fällen sucht er Dieses zu geben: einen Winkel der Natur, gesehen durch eine allgemein kosmische Stimmung. In jedem Fall ist das Gegenständliche überwunden… .“4
Über seine künstlerische Stellung streiten sich noch heute die Kunstgelehrten.
Manche von Ihnen sehen die Malerei Hagemeisters als regional angelegte deutsche Heimatkunst an, die anderen hingegen zählen ihn zu den Wegbereitern der Modernen Malerei.
Die Malerei Hagemeister gilt es nun erneut zu betrachten und ihr eine Einordnung in die Kunstgeschichte des Einundzwanzigsten Jahrhunderts zu gewähren.
1
Karl Hagemeister, Kleine Selbstbiographie, Werder 1928, Typoskri2
Servaes, Franz, Der Maler der Mark, Zum Tode von Karl Hagemeister, in: Der Tag vom 8.8.1933
3
Paas, Sigrun, „Kunst und Künstler“ 1902 – 1933 – Eine Zeitschrift in der Auseinandersetzung um
den Impressionismus in Deutschland, Dissertation Heidelberg, 1976
4
Scheffler, Karl, Karl Hagemeister in : Zeitschrift für Kunst und Künstler, Jahrgang VIII, Heft VIII,
Berlin 1910
Die Magisterarbeit "Der Landschaftsmaler Karl Hagemeister. Auf dem Weg zur Moderne?", 2005, 80 Seiten Text,
25 Farb- sowie 27 Schwarz/Weisstafeln, in Leinen gebunden, ist für 40,- Euro erhältlich.